Ein weiteres Jahr in den Bergen Boliviens
Reflexionen, Erlebnisse und Dankbarkeit
Wieder ist ein Jahr vergangen – ein Jahr voller Abenteuer, Herausforderungen und vor allem Freude an der Arbeit mit und für die Menschen in den Bergen Boliviens. Es ist ein seltsames Gefühl, auf die vergangenen Monate zurückzublicken, all die Bilder, Geschichten und Begegnungen Revue passieren zu lassen und zu erkennen, wie sehr dieses Leben voller Engagement mich prägt und bereichert. Inmitten der rauen Schönheit der Anden, zwischen staubigen Wegen, bunten Märkten und lachenden Gesichtern, wächst ein Gefühl der Verbundenheit, das weit über nationale und kulturelle Grenzen hinausgeht.
Ein Jahr voller Begegnungen
Die Arbeit in den Bergen Boliviens ist für mich weit mehr als ein Beruf – sie ist Berufung. Täglich trete ich mit Menschen in Kontakt, deren Herzlichkeit und Lebensfreude trotz oft schwieriger Umstände beeindruckend sind. Die Dorfgemeinschaften, in denen ich wirke, zeichnen sich durch einen starken Zusammenhalt aus. Hier zählt nicht, wie viel jemand besitzt, sondern wie sehr man sich gegenseitig unterstützt. Es sind diese Werte, die meinen eigenen Einsatz immer wieder neu befeuern.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Momente, in denen wir gemeinsam an Lösungen gearbeitet haben – sei es beim Bau einer neuen Wasserleitung, bei der Organisation von Schulmaterialien für die Kinder oder bei medizinischen Einsätzen in entlegenen Dörfern. Die leuchtenden Augen eines Kindes, das zum ersten Mal einen eigenen Stift in der Hand hält, oder das erleichterte Lächeln einer alten Frau, deren Knie nach einer Behandlung weniger schmerzen – all das sind kleine Wunder, die den Alltag hier prägen.
Freude und Stolz – Warum diese Arbeit mich erfüllt
Viele fragen mich, wie ich die Kraft finde, mich Jahr für Jahr den Herausforderungen in Bolivien zu stellen. Die Antwort ist einfach: Es ist die Freude an der Aufgabe selbst und der Stolz, gemeinsam mit den Menschen vor Ort Veränderungen anzustoßen.
Natürlich ist nicht jeder Tag einfach. Es gibt Momente der Erschöpfung, Rückschläge und Zweifel. Doch am Ende überwiegt die Dankbarkeit für das, was gemeinsam erreicht wurde. Die Berge Boliviens lehren Demut – vor der Natur, vor dem Schicksal der Menschen und vor den eigenen Grenzen. Gleichzeitig schenken sie Hoffnung und Inspiration: Denn wo Zusammenhalt wächst, werden selbst große Hürden überwindbar.
Spenden – Bitten im Geist der Solidarität
Ein offenes Wort: Ohne die großzügige Unterstützung vieler Freund*innen und Bekannter wäre meine Arbeit in Bolivien nicht möglich. Ich habe gelernt, dass Bitten um Spenden kein Zeichen von Schwäche ist, sondern Ausdruck von Vertrauen und Gemeinschaft. Es geht nicht um Almosen, sondern darum, Projekte zu ermöglichen, die langfristig Perspektiven schaffen.
Jede Spende, sei sie auch noch so klein, hilft dabei, Materialien zu kaufen, Transporte zu organisieren oder Notfälle zu überbrücken. Besonders in abgelegenen Regionen sind es oft die kleinen Beiträge, die Großes bewirken. Dank Eurer Unterstützung konnten wir im vergangenen Jahr mehrere Projekte verwirklichen – etwa den Bau von Schultoiletten, die Einrichtung einer kleinen Bibliothek und die Durchführung von Hygieneschulungen für Familien.
Bilder und Geschichten – Teilen, was bewegt
Im Laufe des Jahres habe ich viele Bilder gemacht, Artikel geschrieben und Geschichten gesammelt, um Euch, meine Freund*innen, an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Diese Einblicke sind mir wichtig, denn sie schaffen Nähe und Verständnis für das Leben in einer ganz anderen Welt. Sie zeigen, was mit gemeinsamer Kraft möglich ist – und machen Mut, sich weiterhin für Mitmenschen einzusetzen.
Ob es das bunte Treiben auf einem Wochenmarkt ist, das sich in den Farben der traditionellen Decken und den Gerüchen frischer Früchte widerspiegelt, oder die stille Weite eines Hochplateaus, auf dem Lamas weiden – jede Szene erzählt von einem Alltag, der so anders und doch in vielem vertraut ist. Mit jeder geteilten Geschichte wächst die Verbindung zwischen uns, auch wenn Tausende von Kilometern dazwischenliegen.
Freundschaft im Geiste der Hilfsbereitschaft
Was mich am meisten berührt, ist das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein – einer Gemeinschaft, die sich nicht an Grenzen oder Sprachen orientiert, sondern am gemeinsamen Wunsch, füreinander einzustehen. Freundschaft im Geiste der Hilfsbereitschaft ist für mich das größte Geschenk. Sie zeigt sich in kleinen Gesten, in aufmunternden Nachrichten, im stillen Mittragen von Sorgen und im Teilen von Freude und Erfolg.
Bleiben wir Freunde im Geiste der Hilfsbereitschaft – denn diese Freundschaft kennt keine Entfernung und keine Zeit. Sie lebt in jedem Lächeln, das wir schenken, in jeder Hand, die wir reichen, und in jeder Hoffnung, die wir weitertragen.
Blick nach vorn – Warum es weitergeht
Auch im kommenden Jahr werde ich wieder meinen Weg in die Berge Boliviens antreten. Die Aufgaben werden nicht weniger, die Herausforderungen nicht kleiner – aber ich weiß, dass ich nicht allein bin. Mit Eurer Unterstützung, Eurem Zuspruch und Eurer Freundschaft im Rücken kann ich weiterhin für die Menschen vor Ort da sein.
Lasst uns gemeinsam daran glauben, dass Veränderung möglich ist. Lasst uns teilen, was wir haben – Zeit, Kraft, Ideen, finanzielle Mittel. Denn in einer Welt, die oft von Unsicherheit und Spaltung geprägt ist, braucht es mehr denn je Zeichen von Solidarität und Mitmenschlichkeit.
Danksagung
Zum Abschluss gilt mein tiefster Dank all jenen, die mich auf diesem Weg begleiten – sei es durch Spenden, durch aufmunternde Worte, durch das Teilen meines Anliegens oder einfach durch das offene Ohr. Ohne Euch wäre vieles nicht möglich gewesen. Ich freue mich auf ein weiteres Jahr voller Begegnungen, Herausforderungen und gemeinsamer Erfolge.
Im Geiste der Hilfsbereitschaft – verbunden über Kontinente hinweg, getragen von Freundschaft und dem Glauben an das Gute im Menschen.
Danke, dass Ihr ein Teil davon seid.
Padre Hernán Tarqui im Dienst für die Ärmsten in den Bergen Boliviens