Allerheiligen und Allerseelen – Im Licht der bolivianischen Tradition 
Liebe Schwestern und Brüder,
heute stehen wir in der besonderen Zeit des Jahres, in der wir uns an unsere Verstorbenen erinnern – Allerheiligen und Allerseelen. Diese Tage sind nicht nur ein Gedenken, sondern ein lebendiges Band zwischen Himmel und Erde, zwischen den Lebenden und jenen, die uns vorausgegangen sind.
In Bolivien, meiner Heimat, ist diese Zeit tief verwurzelt in der Kultur und im Glauben. Am 1. November, dem Día de Todos los Santos, bereiten wir Altäre vor – sogenannte “mesas” – geschmückt mit Blumen, Kerzen, Bildern der Verstorbenen und ihren Lieblingsspeisen. Es ist ein Fest der Erinnerung, aber auch der Hoffnung. Denn wir glauben, dass die Seelen unserer Lieben an diesem Tag zu uns zurückkehren, um mit uns zu feiern. Es ist ein heiliger Besuch, ein Zeichen, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern ein Übergang.
Freude schenken – Schokolade und kleine Leckereien
Ein Höhepunkt unseres Besuchs war das Überreichen von Schokolade und anderen kleinen Leckereien an die Kinder. Diese Geste ist für uns weit mehr als nur ein Geschenk: Sie ist ein Zeichen unserer Wertschätzung, unserer Verbundenheit und ein Moment, in dem wir Nähe und Gemeinschaft spürbar machen. Die leuchtenden Kinderaugen, das Lachen und die Dankbarkeit bleiben uns stets im Herzen.
Am 2. November, dem Día de los Difuntos, begleiten wir unsere Toten auf den Friedhof. Wir bringen ihnen Musik, Brot, Gebete – und unsere Liebe. Es ist ein Tag der Gemeinschaft, des Teilens und der Dankbarkeit. Wir glauben: Wenn wir uns an unsere Toten erinnern, leben sie weiter in uns.
Diese bolivianische Tradition erinnert uns daran, dass Heiligkeit nicht fern und abstrakt ist. Die Heiligen – das sind nicht nur die großen Namen der Kirchengeschichte. Es sind auch unsere Großmütter, unsere Väter, unsere Freunde, die in Liebe gelebt haben. Sie sind Teil der “Wolke von Zeugen”, wie es im Hebräerbrief heißt (Hebr 12,1).
So lasst uns heute mit bolivianischem Herzen feiern: mit Blumen und Brot, mit Tränen und Lächeln, mit Erinnerung und Hoffnung. Denn der Tod hat nicht das letzte Wort. Die Liebe bleibt. Und in Christus sind wir alle verbunden – die Lebenden und die Toten, die Heiligen und die Sünder, die Trauernden und die Hoffenden.
Padre Hernán Tarqui im Dienst für die Ärmsten in den Bergen Boliviens














































