Mittwoch, 25. Juni 2025

Unerwartete Hoffnung

Wenn Frieden überraschend einkehrt. Über das Licht inmitten von Krisen

Wenn Frieden überraschend einkehrt. Über das Licht inmitten von Krisen
Foto: Die heilige Jungfrau von Copacabana

In einer Welt, die von Problemen, Herausforderungen und immer wieder aufflammenden Kriegen geprägt ist, scheint das Licht der Hoffnung manchmal kaum mehr als ein flackernder Schein zu sein. Doch gerade in solchen Zeiten erleben wir es immer wieder: Plötzlich und fast unerwartet treten Wendungen ein, die kaum jemand für möglich gehalten hätte. Ein langwieriger Konflikt endet, eine scheinbar unüberwindbare Krise löst sich auf, und aus dem Schatten der Verzweiflung erhebt sich eine positive Überraschung.

Solche Momente sind selten das Ergebnis reiner Vernunft oder Einsicht von Politiker*innen oder Militärs. Viel öfter sind es unsichtbare Kräfte, die auf wundersame Weise den Verlauf der Geschichte ändern. Manche nennen es Glück, andere Fügung, wieder andere sprechen von einer Intervention des Schöpfers – einer höheren Macht, die über das menschliche Verständnis hinausgeht. Es ist bemerkenswert, dass gerade dann, wenn die Hoffnung am geringsten scheint, ein unerwartetes Ende der Gewalt möglich wird.

Die Geschichte kennt viele Beispiele für diese plötzlichen Wendungen. Friedensschlüsse werden manchmal nicht am Verhandlungstisch geboren, sondern aus einer tieferen Bewegung heraus, die sich jeder Logik entzieht. Ein Akt der Menschlichkeit, eine Geste des Mitgefühls oder einfach ein unvorhergesehenes Ereignis kann die Richtung eines ganzen Konflikts verändern. Es erinnert uns daran, dass nicht alles auf dieser Welt unserem Plan oder unserem Willen unterliegt.

Und um allem Missverständnis vorzubeugen: Mit dem Schöpfer ist hier nicht irgendeine politische Figur oder eine Person des öffentlichen Lebens gemeint – schon gar nicht jemand wie Trump, um die Pointe mit einem Augenzwinkern aufzulösen. Vielmehr geht es um das Vertrauen in etwas Größeres, das uns über Krisen hinweg Hoffnung gibt und uns daran erinnert, dass das Unerwartete manchmal das Beste hervorbringt.

Gerade in schwierigen Zeiten lohnt es sich, auf solche positiven Überraschungen zu hoffen und offen zu bleiben für das Unvorhersehbare. Denn oft ist es genau diese Hoffnung, die uns weiterträgt – und die am Ende dazu beiträgt, dass Frieden möglich wird, wo er längst verloren schien.

Padre Hernán Tarqui im Dienst für die Ärmsten in den Bergen Boliviens


Montag, 23. Juni 2025

Zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Ein Alltag im Zeichen der Treibstoffknappheit. Ein persönlicher Bericht aus einer angespannten Lage

Die Worte „Heute muss ich Sie um Unterstützung bitten“ fallen mir nicht leicht über die Lippen – oder, wie in diesem Fall, auf das Papier. Immer wieder ringen Scham und Schuldgefühle in mir, denn ich weiß, wie sehr auch bei Euch nicht alles in Rosen gebettet ist. Die Herausforderungen sind vielerorts groß, und dennoch wage ich es, heute mein Anliegen offen auszusprechen. Die Situation, in der wir uns gerade befinden, lässt mir keine Wahl: Die aktuelle Treibstoffkrise hat unser Leben und Arbeiten in eine prekäre Lage versetzt.

Die Worte „Heute muss ich Sie um Unterstützung bitten“ fallen mir nicht leicht über die Lippen – oder, wie in diesem Fall, auf das Papier. Immer wieder ringen Scham und Schuldgefühle in mir, denn ich weiß, wie sehr auch bei Euch nicht alles in Rosen gebettet ist. Die Herausforderungen sind vielerorts groß, und dennoch wage ich es, heute mein Anliegen offen auszusprechen. Die Situation, in der wir uns gerade befinden, lässt mir keine Wahl: Die aktuelle Treibstoffkrise hat unser Leben und Arbeiten in eine prekäre Lage versetzt.

Die Realität des Mangels
Die Treibstoffpreise auf dem Schwarzmarkt sind auf ein kaum fassbares Niveau gestiegen – vier bis fünf US-Dollar kostet der Liter Benzin mittlerweile. Offiziell ist Benzin in unserer Region nicht mehr erhältlich. Selbst in den Städten, wo vereinzelt noch Tankstellen in Betrieb sind, ist der Verkauf streng rationiert, die Vorräte reichen nicht annähernd aus. Wer sich auf den Weg macht, um Benzin zu besorgen, muss mit tagelangem Warten rechnen. Oft endet dieses Warten in Enttäuschung: Nach Stunden oder gar Tagen am Rand der Tankstelle muss man erfahren, dass das Benzin erneut ausgegangen ist.

Die Treibstoffpreise auf dem Schwarzmarkt sind auf ein kaum fassbares Niveau gestiegen – vier bis fünf US-Dollar kostet der Liter Benzin mittlerweile. Offiziell ist Benzin in unserer Region nicht mehr erhältlich. Selbst in den Städten, wo vereinzelt noch Tankstellen in Betrieb sind, ist der Verkauf streng rationiert, die Vorräte reichen nicht annähernd aus. Wer sich auf den Weg macht, um Benzin zu besorgen, muss mit tagelangem Warten rechnen. Oft endet dieses Warten in Enttäuschung: Nach Stunden oder gar Tagen am Rand der Tankstelle muss man erfahren, dass das Benzin erneut ausgegangen ist.

Die Konsequenzen für den Alltag
Dieses Szenario ist längst keine Ausnahme mehr, sondern prägt mittlerweile unseren Alltag. Es ist nicht nur eine Frage des Komforts oder der Mobilität; vielmehr steht die gesamte Arbeit, die wir hier leisten, auf dem Spiel. Mein Toyota, auf den ich bei meinen pastoralen Aufgaben angewiesen bin, fährt leider nicht mit Wasser. Oft stehe ich vor der Entscheidung: Kann ich heute die Menschen besuchen, die seelische Unterstützung brauchen? Kann ich überhaupt noch meiner Berufung nachgehen, wenn der Tank leer ist und die nächste Füllung ungewiss bleibt?

Die Unsicherheit frisst sich tief in die Planung und Organisation unseres Gemeinschaftslebens. Fahrten in entlegene Dörfer, der Transport von Hilfsgütern, Besuche bei Bedürftigen – all dies wird zu einem Wagnis, dessen Ausgang ungewiss ist. Jede Bewegung muss neu abgewogen werden, jede Fahrt wird zum Luxus.

Dieses Szenario ist längst keine Ausnahme mehr, sondern prägt mittlerweile unseren Alltag. Es ist nicht nur eine Frage des Komforts oder der Mobilität; vielmehr steht die gesamte Arbeit, die wir hier leisten, auf dem Spiel. Mein Toyota, auf den ich bei meinen pastoralen Aufgaben angewiesen bin, fährt leider nicht mit Wasser. Oft stehe ich vor der Entscheidung: Kann ich heute die Menschen besuchen, die seelische Unterstützung brauchen? Kann ich überhaupt noch meiner Berufung nachgehen, wenn der Tank leer ist und die nächste Füllung ungewiss bleibt?  Die Unsicherheit frisst sich tief in die Planung und Organisation unseres Gemeinschaftslebens. Fahrten in entlegene Dörfer, der Transport von Hilfsgütern, Besuche bei Bedürftigen – all dies wird zu einem Wagnis, dessen Ausgang ungewiss ist. Jede Bewegung muss neu abgewogen werden, jede Fahrt wird zum Luxus.

Zwischen Hilflosigkeit und Hoffnung
Das Gefühl, ständig auf Hilfe angewiesen zu sein, ist beklemmend. Es nagt an meinem Selbstverständnis und stellt meine Fähigkeit zur Selbstorganisation infrage. Doch die Umstände lassen mir wenig Spielraum. Ich weiß, dass auch Ihr mit Euren eigenen Sorgen und Herausforderungen zu kämpfen habt. Umso schwerer fällt es mir, erneut um Unterstützung zu bitten. Aber ich sehe auch, wie sehr wir hier aufeinander angewiesen sind – dass Solidarität und gegenseitige Hilfe die einzigen Brücken sind, die den Abgrund des Mangels überqueren lassen.

Es sind nicht nur meine eigenen Wege, die vom fehlenden Treibstoff betroffen sind. Die ganze Gemeinschaft leidet darunter: Schulen bleiben geschlossen, weil der Transport der Kinder nicht mehr gewährleistet ist; Krankenwagen stehen still, weil der Tank leer ist; Lieferungen von Medikamenten und Lebensmitteln verzögern sich oder kommen gar nicht mehr an. Die Preise für die grundlegendsten Güter schnellen in die Höhe, und viele Familien wissen nicht mehr, wie sie den nächsten Tag überstehen sollen. In den Gesichtern der Menschen spiegelt sich die Angst vor dem Stillstand, aber auch eine tiefe, stille Hoffnung. Immer wieder erlebe ich, wie Nachbar*innen zusammenrücken, wie sie teilen, was sie noch haben, und einander Mut zusprechen. Diese kleinen Gesten der Solidarität sind das, was uns trägt und weitermachen lässt.

Die Konsequenzen für die Gemeinschaft
Es sind nicht nur meine eigenen Wege, die vom fehlenden Treibstoff betroffen sind. Die ganze Gemeinschaft leidet darunter: Schulen bleiben geschlossen, weil der Transport der Kinder nicht mehr gewährleistet ist; Krankenwagen stehen still, weil der Tank leer ist; Lieferungen von Medikamenten und Lebensmitteln verzögern sich oder kommen gar nicht mehr an. Die Preise für die grundlegendsten Güter schnellen in die Höhe, und viele Familien wissen nicht mehr, wie sie den nächsten Tag überstehen sollen.
In den Gesichtern der Menschen spiegelt sich die Angst vor dem Stillstand, aber auch eine tiefe, stille Hoffnung. Immer wieder erlebe ich, wie Nachbar*innen zusammenrücken, wie sie teilen, was sie noch haben, und einander Mut zusprechen. Diese kleinen Gesten der Solidarität sind das, was uns trägt und weitermachen lässt.

Die pastorale Arbeit, die ich mit großem Herzen und voller Überzeugung ausübe, stößt unter diesen Bedingungen an ihre Grenzen. Die Reichweite meines Engagements ist buchstäblich vom Füllstand des Tanks abhängig. Es schmerzt, Menschen abweisen oder Besuche absagen zu müssen, weil das Benzin fehlt. Die Seelsorge, die gerade in Krisenzeiten so wichtig wäre, wird durch diese äußeren Umstände immer wieder ausgebremst. Doch trotz aller Widrigkeiten versuche ich, in meinem Tun so flexibel wie möglich zu bleiben. Ich suche nach Alternativen, organisiere Treffen in nächster Nähe, nutze wann immer möglich das Fahrrad oder gehe zu Fuß. Aber all dies stößt angesichts der Entfernungen und der schwierigen Infrastruktur schnell an seine Grenzen.

Die Begrenztheit der pastoralen Arbeit
Die pastorale Arbeit, die ich mit großem Herzen und voller Überzeugung ausübe, stößt unter diesen Bedingungen an ihre Grenzen. Die Reichweite meines Engagements ist buchstäblich vom Füllstand des Tanks abhängig. Es schmerzt, Menschen abweisen oder Besuche absagen zu müssen, weil das Benzin fehlt. Die Seelsorge, die gerade in Krisenzeiten so wichtig wäre, wird durch diese äußeren Umstände immer wieder ausgebremst.
Doch trotz aller Widrigkeiten versuche ich, in meinem Tun so flexibel wie möglich zu bleiben. Ich suche nach Alternativen, organisiere Treffen in nächster Nähe, nutze wann immer möglich das Fahrrad oder gehe zu Fuß. Aber all dies stößt angesichts der Entfernungen und der schwierigen Infrastruktur schnell an seine Grenzen.

Ruf nach Unterstützung
Deshalb wende ich mich heute an Euch. Nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus wirklicher Not heraus. Jede Hilfe, sei es finanzieller Natur oder in Form von Gebeten und guten Gedanken, ist für uns hier eine wertvolle Unterstützung. Sie bringt nicht nur neuen Treibstoff ins Auto, sondern schenkt auch neue Hoffnung und das Gefühl, nicht vergessen zu sein.

Ausblick und Dank
Ich weiß, dass Zeiten wie diese uns alle vor Herausforderungen stellen. Doch ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder erfahren, dass Mitgefühl und Hilfsbereitschaft auch über große Entfernungen hinweg verbinden können. Daher danke ich Euch schon jetzt von Herzen für jede Form der Unterstützung – und für das Verständnis, dass eine Bitte um Hilfe manchmal der einzige Weg ist, sich und anderen das Überleben zu sichern.

Abschließend bleibt nur die Hoffnung, dass bessere Zeiten kommen werden und wir gemeinsam diese schwierige Phase überstehen. Bis dahin heißt es: durchhalten, füreinander da sein und den Mut nicht verlieren.

Padre Hernán Tarqui im Dienst für die Ärmsten in den Bergen Boliviens

Sonntag, 22. Juni 2025

Unvergessliche Begegnungen und gelebte Unterstützung

Manchmal sind es gerade die unerwarteten und ungeplanten Momente, die sich tief ins Herz einprägen. Ein solches Erlebnis war für mich die spontane Begegnung mit den Kindern auf der Straße nach Chairapata. Obwohl dieser Stopp nicht Teil unseres offiziellen Programms war, warteten die Kinder schon – voller Hoffnung und Erwartung – am Straßenrand.

Manchmal sind es gerade die unerwarteten und ungeplanten Momente, die sich tief ins Herz einprägen. Ein solches Erlebnis war für mich die spontane Begegnung mit den Kindern auf der Straße nach Chairapata. Obwohl dieser Stopp nicht Teil unseres offiziellen Programms war, warteten die Kinder schon – voller Hoffnung und Erwartung – am Straßenrand.

Ihre leuchtenden Augen und neugierigen Gesichter erzählten Geschichten von Sehnsucht nach Wissen und Teilhabe. Der Moment war von einer besonderen Energie erfüllt, denn wir hatten zwar keinen vorbereiteten Unterricht, aber wir waren vorbereitet im Herzen und im Geist. In solchen Augenblicken zeigt sich, wie wichtig Flexibilität und Mitgefühl in der Bildungsarbeit sind.

Glücklicherweise hatten wir Notizbücher dabei – kleine Schätze, die sonst im Rucksack vielleicht unbeachtet geblieben wären. Doch an diesem Tag wurden sie zu Eintrittskarten in die Welt des Lernens und der Förderung. Die Freude der Kinder, als sie die Notizbücher entgegennehmen durften, war ansteckend. Mit strahlenden Gesichtern hielten sie ihre neuen Hefte fest, bereit, darin zu schreiben, zu malen und zu lernen.

Auch wenn es nur ein kurzer Moment war, bedeutete diese spontane Unterstützung für die Kinder viel. Es war ein Zeichen, dass Bildung auch jenseits von geplanten Projekten und festgelegten Programmen stattfinden kann – überall dort, wo Menschen bereit sind, zu geben und zu teilen. Für mich bleibt diese Begegnung ein besonderes Highlight, das zeigt, wie wertvoll jede Form der Unterstützung ist, und wie sie Hoffnung und Motivation schenken kann.
Solche Momente sind es, die uns daran erinnern, dass wahre Bildung immer auch Herzenssache ist.

Padre Hernán Tarqui im Dienst für die Ärmsten in den Bergen Boliviens